Berliner Verbau

Trägerbohlwände dienen als Verbauwände zur Sicherung von Baugrubenwänden und stellen eine Weiterentwicklung des waagerechten Verbaus dar. Der Trägerbohlwandverbau wird in nahezu allen Bodenarten über dem Grundwasserspiegel angewendet. Die nachfolgende Skizze zeigt die Bestandteile eines Trägerbohlverbaus.

Bauelemente eines Trägerbohlverbaus sind, wie im Bild gezeigt:

  • Stahlträger (Bohlträger)
  • Ausfachung (i.d.R. Holzbohen) mit Holzkeilen
  • Stahlgurtung und Stahlsteifen
  • evtl. Verpressanker (bei ins Erdreich rückverankerten Systemen)

Diese Technik des Berliner Verbaus wurde anfangs des 20. Jahrhunderts entwickelt und ist besonders beim Bau der Berliner U-Bahn zur Anwendung gekommen. Da die vorherrschenden Böden im Berliner Raum, Sand und Kies, gut ramm- und rüttelbar sind, können die Bohlträger sehr genau in den Boden eingebracht werden. Die geologischen Bedingungen in Berlin ermöglichen also, dass die Bohlträger präzise in ihre vorgesehene Position gebracht werden können. Diese Präzision ist entscheidend, um die Wand als Schalung im Tunnelbau zu nutzen.

Rückverankerungen sind eine wesentliche Komponente beim Einsatz von Trägerbohlwänden, insbesondere bei tieferen und größeren Baugruben. Diese technische Lösung sorgt für zusätzliche Stabilität, indem sie die Trägerbohlwände gegen den Boden hinter der Baugrube abstützt. Diese Methode ist entscheidend, um den sicheren Aushub und die Baufortschritte in urbanen oder schwierigen geologischen Bedingungen zu gewährleisten.

Der Name „Berliner Verbau“ stammt von seiner umfangreichen Anwendung beim Bau der Berliner U-Bahn in den frühen 1900er Jahren. Der Verbau wurde speziell für die geologischen Verhältnisse Berlins entwickelt, bei denen es möglich war, die Träger durch Ramm- und Rütteltechniken effizient in Sand- und Kiesböden einzubringen.

Somit kann die Baugrubenwand als Schalung für den Tunnelbau verwendet werden. Es entfällt ein größerer Arbeitsraum zwischen dem zu erstellendem Bauwerk und dem Verbau. Eine Ausgleichsschicht wird gegen die Verbauwand betoniert. Sollen die Bohlträger wieder gezogen werden, kann ein Trägerschutzblech eingestellt werden, das den direkten Verbund zwischen Beton und Verbau verhindert. Die Bohlen verbleiben jedoch im Boden. Das endgültige Bauwerk wird mit einer Isolierung versehen direkt gegen die Ausgleichsschicht betoniert. 

Diese Technik bot eine optimale Lösung für die damaligen baulichen und geotechnischen Herausforderungen der Stadt.

Die Herstellung eines Berliner Verbaus beginnt mit dem Einrammen von vertikalen Trägern in den Boden entlang der geplanten Baugrubenumrandung. Zwischen diesen Trägern werden Bohlen oder Bretter eingesetzt, die als temporäre Wandelemente dienen. Diese Konstruktion ermöglicht es, die Baugrube sicher auszuheben, ohne dass die Erde nachrutscht. Der Prozess erfordert präzise Planung und Ausführung, um die Stabilität während des gesamten Bauvorhabens zu gewährleisten.

Man unterscheidet beim Trägerbohlverbau zwischen dem „Berliner Verbau“, dem „Hamburger Verbau“ und dem „Essener Verbau“.

Detaillierte Informationen zu Bauverfahren für Trägerbohlwände, zu den Profilen der Bohlträger, zu statischen Systemen sowie notwendigen statischen und erdstatischen Nachweisen finden Sie in unserem Glossareintrag „Trägerbohlwand“. Dort wird auch die Anwendung des Programms GGU-RETAIN zur Berechnung von Trägerbohlwänden in einem Video demonstriert. Starten Sie direkt mit der Bemessung von Trägerbohlwänden, indem Sie einen kostenlosen Softwaretest bei uns anfragen: 

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